Während der Erotikmesse in der Karl-Marx-Allee haben wir Flyer verteilt, in denen die Herrschaftsstrukturen, die in der Erotik- und Pornoindustrie verfestigt und reproduziert werden, aufgezeigt wurden. (Flyer ist im Open-Posting Bereich von Indymedia veröffentlicht.) Dabei versuchten wir insbesondere die BesucherInnen der Erotik-Messe zu erreichen und sie zu sensibilisieren, indem wir so gut es ging linken Szenejargon vermieden (abgesehen von Begriffen wie "Heterosexismus" und "Entfremdung"). Die Reaktionen der angesprochenen Personen fielen unterschiedlich aus; sie reichten von Ablehnung, geäußert im Zerknüllen der Flugis bis hin zu interessiertem Durchlesen und zustimmendem Nicken. Es überwogen jedoch negative Reaktionen. Besonders große Sorgen schienen wir den Securitytypen bzw. ihren Auftraggebern zu bereiten. So wurden wir schon nach wenigen Minuten erst von dem Gelände vor dem Messegebäude, und dann aus dem gesamten Umkreis unter Androhung die Bullen zu rufen, verwiesen. Sie argumentierten, dass ihrer Erfahrung nach durch Flugiaktionen Teile des Publikums vertrieben werden. Also klemmten wir den Rest der Flyer an die im Umfeld geparkten Autos und drückten es den umherstreunenden PassantInnen in die Hand.
Erwiderung auf Kritik
1.)Dass wir durch diese Aktionsform das Publikum nicht erreichen, weil
a)die Aktionsform an sich (Flugis) falsch gewählt ist
Diese Kritik teilen wir, jedoch war die vorher geplante Aktion nicht durchführbar und so entschieden wir uns für diese Art der Aktion, um überhaupt ein Zeichen zu setzen.(Der Eintrittspreis betrug 36€ und so waren Aktionen im Innenbereich nicht mit unserem finanziellen Background vereinbar.)
b)zu einer Erotikmesse doch nur alte notgeile Opas gehen
Die Leute, die wir vor Ort antrafen waren zum größten Teil Paare mit einem Durchschnittsalter Anfang/Mitte 30.
c)wieder mal der Szenejargon verwendet wurde
Wie gesagt wir haben uns bemüht Fachchinesisch zu vermeiden, aber mensch kann auch dem bürgerlichen Publikum mehr zutrauen als ein großer Teil der linken "Elite" denkt.
2.)Verkürzte Kritik - kein Benennen der Ursachen
Im Rahmen eines Flyers dieser Länge (der ja auch gelesen werden soll)war es uns leider nicht möglich eine umfangreiche Herrschaftskritik und eine differenzierte Darstellung der Ursachen vorzunehmen.
Schade fanden wir, dass nicht mehr Aktionen in Bezug auf die Erotikmesse stattgefunden haben. Cool, dass sich aber soviele Leute zum Abreissen und Überkleben/Verschönern der Werbeplakate gefunden haben. Weitere mögliche Aktionsformen/ideen wären u.a.(die näxte Erotikmesse kommt bestimmt...):
- falsche Adressen überkleben (mit Vermerk: verlegt),
- Telefon lahmlegen, durch Veröffentlichung der Nummer im Rahmen einer Anzeige wie: verschenke Auto, Fernseher, Computer etc.,
- verstecktes/unsichtbares Theater vor Ort,
- und die üblichen Aktionen: sprayen, entglasen, Buttersäure...
Seid kreativ; werdet aktiv; leistet Widerstand gegen sexuelle Ausbeutung und Unterdrückung
!!! FIGHT SEXISM!!!!!
Anarchistisch-Feministischer
Zusammenhang (AFZ)
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